Die verzauberte Geige by Tone Kjaernli

Die verzauberte Geige by Tone Kjaernli

Autor:Tone Kjaernli [Kjaernli, Tone]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugendroman
Herausgeber: Lindhardt og Ringhof
veröffentlicht: 2014-06-02T22:00:00+00:00


Siebzehntes Kapitel

in dem zwei kahl rasierte Glatzen zusammendonnern und zehntausend nicht alle Welt sind

ZUTRITT VERBOTEN oder nicht. Johannes’ Magen nahm keine derartigen Rücksichten. Jetzt erzählte er ihm, dass es im Augenblick nur eins zu tun gab: abhauen. Er sprang hinters Tor und stieß fast mit einem Mülleimer zusammen. Er presste sein Ohr gegen den Bretterzaun, während er den Geigenkasten an sich drückte.

Wieder Lachen. Jetzt näher. Und ein leiser Ruf: »Lass mich los! Du Arschloch!«

Kyrre? War das Kyrre?

Johannes war so überrascht, dass er fast nach hinten kippte. Was um alles in der ganzen großen Welt ging da vor sich? Kyrre hörte sich verängstigt an, richtig verängstigt. Weinen war in seiner Stimme.

»Halt die Fresse, du Kanake. Sonst machen wir dich platt, du Idiot.«

Die Stimme kannte er doch! Johannes war sich todsicher sie schon einmal gehört zu haben. Vor gar nicht langer Zeit! Johannes’ Herz klopfte wie eine große Trommel. Er drückte den Geigenkasten noch fester an seine Brust, um den Lärm der Herzschläge zu dämpfen. Aber die auf der anderen Seite waren mit anderen Dingen beschäftigt.

»Aber ich werde nichts sagen!«, jammerte Kyrre. »Keinem Menschen!«

»Und das sollen wir dir glauben? Einfach so?«

Etwas donnerte gegen den Lattenzaun. Ein Stöhnen war zu hören.

»Ist ihm nicht gut oder was?«

»Ach, er tut nur so, der Mistkerl. Denkste etwa, wir sind total bescheuert, hä? Los, komm hoch, du Drecksau!«

Das war Pelle aus dem Zigarettenladen! Johannes tastete sich an den Brettern entlang, bis er einen Spalt fand, durch den er hindurchgucken konnte. Es war zu dunkel, um die Gesichter erkennen zu können, aber er konnte die Körper sehen. Zwei große und ein kleinerer, der zwischen den anderen beiden hin und her geschubst wurde. Pfui Teufel! Diese Feiglinge!

Jetzt heulte Kyrre. Er weinte mit leisen Jammerlauten.

»Aber ich werde nichts verraten!«

»Halt’s Maul. Ich glaub dir kein Wort.«

Bumm!

»Pelle«, sagte die andere Stimme. »Sei ’n bisschen vorsichtig. Ich glaub, er hat genug.«

»Ich werde dafür sorgen, dass er sein Maul nie wieder aufreißen kann. Der kleine Schnüffler! Spielst wohl Räuber und Gendarm, was? Derrick, hä? Da, das iss für dich!«

Bumm.

Kyrre muss was gesehen haben, dachte Johannes, etwas, was er nicht hätte sehen sollen. Und ich muss was tun! Und zwar sofort!

Bumm. Bumm. Johannes öffnete seinen Mund und ein fürchterlicher Schrei kam heraus, ein Schrei, der ihn selbst zu Tode erschreckt hätte, wenn er nicht schon vorher solche Angst gehabt hätte. »UUUUUUUUUÄÄÄÄÄHHH!« Er kletterte schnell wie eine Katze auf den Mülleimer und schwang seine Geige drohend über dem Kopf. »UUUUUÄÄÄÄHHH!«

Die zwei großen Gestalten mit kahl rasierten Schädeln ließen die kleine Gestalt mit Karnevalsbart und einem Arm in Gips los, die daraufhin zu Boden fiel. Einen Augenblick lang war es still. Johannes atmete schwer. Und nun? Da spürte er etwas Heißes, das auf seiner Brust glühte. Das Medaillon! Er hatte ja das Medaillon! Dreimal, hatte der Geigenbauer gesagt. In äußerster Not. Das musste hier ja wohl als äußerste Not gelten. »UUUUUUUÄÄÄÄÄÄHHH!«, schrie Johannes noch einmal, jetzt triumphierend. Sein Kopflaken flatterte ihm um die Ohren. Er schob die dunkle Brille zurecht.

»Na so was, guck mal«, sagte die Pellegestalt, »’n Scheich, ’n kleiner Yassir Arafat.



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